![]() |
schoene Augenblicke |
Freitag, 26. September 2008
Donnerstag, 25. September 2008
Gartenarbeiten
ein freier tag und sonnenschein.
heute,
viel sitzfleisch und innerliche unruhe.
nachdem die pruefungen fuer diese woche beendet sind,
koennen wir uns alsbald wieder ins freie wagen.
um unsere ueberschuessigen energien abzubauen,
gehorchen wir - um genau zu sein: das ich und das ich -
unseren inneren trieben,
die bewegung verlangen.
so werden wir hacke und spatenstich in die hand nehmen
und den garten begluecken.
allein der blaue himmel und die katze morsa werden unsere zeugen sein.
und wir werden es geniessen,
zu hacken und saeen,
zu zupfen und rupfen,
mal wieder richtig schoen zu schwitzen.
blumen, gemuese und kraeuter sollen spriessen,
kleine zitronen und mandarinen koennen bald schon geerntet werden.
durstig sind sie allesamt,
ihr held, der gruene gartenschlauch.
wir helden, fallen morgen hoffentlich kaputt ins bett.
wir alle, zu sechst.
ich und ihr-ich,
es und ihr-es,
ueber-ich und ihr ueber-ich.
(man kann wohl kaum verheimlichen,
dass wir heute freud'sche theorien studierten.
der verrueckte kerl, der.)
Donnerstag, 18. September 2008
Qual der Wahl
Ich schon.
RETTOE - "Rettet Oesterreich"? Ein Parteiname zum Biegen...
Ich hab meine Pflicht getan,
einen runden Kreis gefunden
und ein Kreuzchen reingezeichnet.
Knoblauchfinger schlossen das Kuvert -
genau um 19:29 Uhr - Ortszeit, Buenos Aires.
Vielleicht war ich die Erste, die gewaehlt hat,
und bekomm' dafuer extra ein Wahlgeschenk nachgeschickt?
Fuer was ist die Uhrzeit sonst da?
Unverhinderbare Rotweinspritzer (Helenas Beitrag zu den oesterreichischen Wahlen) zieren den Umschlag.
Welch' Farbe bei der Wahl schlussendlich rauskommt ist die Frage?
Zu viele Farben ergeben immer "braun", hab ich mal im Zeichenunterricht gelernt...
Kaka. ...und Mischungen mit blau tendieren haeufiger dazu.
Regierungswechsel:
Letzten Dienstag hab' ich im Politikunterricht Obama gespielt.
Sein braun ist allerdings schokoladiger,
v.a. im Vergleich zu McCain.
Julia Obama musste argumentieren warum ihr demokratisches Programm besser ist fuer Lateinamerika als jenes ihres kriegsgeilen Gegners.
Im Nachbarsland Bolivien geht's ausserdem auch grad drunter und drueber.
Pessimistische Schlagzeilen fuerchten einen Buergerkrieg.
Es gibt schon einige Tote,
und alle mischen mit.
Naechsten Dienstag haben wir fuer unseren Teil, die lateinamerikanische Politik erfolgreich hinter uns gebracht.
Erste und letzte Pruefung...
Einstweilen sehe ich nur viele spanische Wortabfolgen ueber lateinamerikanische Politik.
Diese alle muessen allerdings noch in verstaendlicher Weise und logische Ordnung gebracht werden, um meinen noch sehr wirren Gedankenden den Weg zur Wahrheit leuchten zu koennen.
Klingt nach einem spannenden Wochenende. :P
Sprachverwirrungen
Was heisst den Kleber auf Spanisch?
Julia: *denk*
Hmm...das weiss ich leider nicht.
Helena: Moment - ich weiss es doch: TIXO!
Julia: *lach* *prust*
Nein, das ist Oesterreichisch, meine Liebe!
In den Welten der Philosophie
al mundo de las Ideas,
donde sera librada de la "carcel del cuerpo".
Ueber die Fluegeln der Liebe wird die Seele "nach Hause" fliegen,
in die Welt der Ideen,
dort wo sie vom "Gefaengnis des Koerpers" befreit wird.
Platon
Samstag, 13. September 2008
Mendoza
10.-13. September 08
Busfahren: 15 Stunden - über Nacht - gemütliche Sitze - abscheulich schrecklicher Hollywood Film, den man nicht nicht anschauen konnte - ständiges heiß-kalt Gefühl - schlussendlich angenehmer Schlaf - lustige Reisepartner - morgendlicher sehr schlechter Erotikfilm (!) - Kinder im Bus - Ankunft zu Mittag in Mendoza
Mendoza: Unterkunft im Hostel Campo Base - Stadtbesichtigung - gutes Essen (mmh... ich hatte gegrillten Fisch mit Kürbispüree) - eine der besten Weinregionen Argentiniens (Papa, also quasi schon ein Muss auf unserer gemeinsamen Reise durch Argentinien :) Malbec, ist die für Argentinien typische Rotweinsorte) - sehr grüne Stadt in sehr trockener Umgebung - Sicht auf die Anden (!) - überschaubar - schönes Spanisch ohne "scho" (yo), "boludo" und "casche" (calle) - Niedrigbauten - viele Parks, viele Alleen, viel Grün - bessere Luft - spürbare Natur...mmmmh - wunderschön!
1. Reisetag: Erkundung von Mendoza (siehe oben)
2. Reisetag: Radtour durch Maipú: Maipú = 17 km von Mendoza entfernt, bekannte Weinanbauregion mit vielen "bodegas" - zuerst, schmutzige Straße, viele Autos, staubige Luft und wir 5 (Helena, Tine, Matze, Sven und ich) auf Rädern und Tandem - nach 2 km, bessere Aussichten, mehr Grün, schönere und weniger befahrene Straßen, viele Eindrücke - weite Weinfelder - Olivenplantagen - Alleen - kleine, schöne Häuser mit Garten - kleine Häuser, die Armut widerspiegeln - Straßenhunde - winkende und pfeifende Leute - einige Touristen auf Rädern - ein paar nicht-Touristen auf Rädern - am Ende: eine Botega, 3 Weinverkostungen, eine Gutsführung und ausgezeichnetes Essen - auf der Rückfahrt: eine Schokoladenfabrik: Verkostung von Schokolade, Likör und Marmeladen, eine Gutsführung und gut schmeckende Mitbringsel - Heimreise - selbst gemachte argentinische Steaks zum Abendessen - Matzes Unterhaltung über alles rund um das männliche Geschlechtsorgan - vino tinto und rein ins Bett
3. Reisetag: Trekking-Tour auf den Cerro Arenales - Tine, Helena und ich - mit Carlitos unserem Tourguide und kleinem "Timi"-Hund - 1stündige Busfahrt von Mendoza - Startpunkt: "refugio San António", strahlend blauer Himmel, 2400 m - nach halbstündiger Wanderung: Schnee! Juhee! - zaghafte Schneeballschlacht bei erster Pause - tolle Aussicht - Nebel und kalter Wind ab ca. 3300 m - überall weiß, keine Ahnung wo oben und unten - Gipfelkreuz, Gipfeljause, Gipfelfoto während ständiger Reduzierung der Körpertemperatur - baldige Flucht vom Gipfel - hinab ins Tal über viel Tiefschnee auf Eisschicht - patscherte Mädls - wilde Schneeballschlacht - viel Gelächter - ständiges Ausrutschen, Hinplumsen und Absacken - Helena läuft wie betrunken - Tine würd gern aufs Klo gehen, hätte sie denn nur eine Zigarette - Tourguide Carlitos hat Spaß und findet uns "locas" - ich fühl mich wie eine am Bauch rutschende Schildkröte, als ich im Laufen unabsichtlich kopfüber auf der Eisschicht ausgerutscht bin - Nebel verzieht sich - bei der Hütte angekommen, sitzen wir 1 Stunde vor offenem Feuer um uns aufzutauen und unsere (einzigen) Schuhe zu trocknen - Juhu: ein schöner Tag, eine schöne Reise!
Lektionen zum Weitergeben
Lässt jemand in den Straßen von Buenos Aires ein Feuerzeug neben dir fallen, sei nicht nett, heb' es nicht auf!
...ansonsten geht es dir wie unserem Freund Hannes und dein Rucksack ist weg, während du dich nach dem - vermeintlich -Verlorenem bückst.
Lektion Nr. 2:
Bist du auf einmal unverständlicherweise mit Dreck bespritzt, sei nicht nett, weise die alten Herrschaften, die dich mit Taschentüchern wieder reinigen zu versuchen ab. Am besten schreist du sie an und haust ab.
...ansonsten geht es dir wie mir und Helena heute nachmittag und dein Rucksack ist ebenfalls weg, während du dich nur kurz über Dreckflecken am Hinterteil & Gepäck und - vermeintlich - fürsorglichen alten Herrschaften wunderst.
Helenas Rucksack, wir waren gerade auf unserer Heimreise von den Bergen/Mendoza, ist heute so gestohlen worden. Die Polizei hat uns dann gesagt, dass das ein typischer Trick der Peruaner ist und wir heute schon die Dritten sind, die nur in dieser einen Polizeidirektion Anzeige erstattet haben. Nun ja...was soll man da noch großartig zu sagen?
Während wir uns über unsere Naivität und Gutgläubigkeit ärgern, können wir nur hoffen, dass es die Diebe bei Öffnen des Rucksacks von den unangenehmen Gerüchen der nassen Socken, dreckigen Unterwäsche und stinkigen Wanderschuhe umgehauen hat!!!
Außerdem denken wir, dass wir keine weitere Lektionen auf Buenos Aires Straßen mehr lernen wollen...
Ozonloch, Berge und gaaanz viel Schnee
Zum Glück hatte ich gestern Schutzfaktor 60 bei meiner Sonnencreme,
somit hat mir die Sonne auch mit Hilfe des reflektierenden Schnees nichts anhaben können!
Wo ich auf Schnee gestoßen bin?
Intelligente Wesen mögen auf die Berge tippen...
Juhu!!!
Ich bin endlich aus der Metropole rausgekommen,
hinaus aufs Land und
hinauf auf die "alta montana" rund um Mendoza.
Auf 3500 m. Ich glaub, der Berg hieß Cerro Arenales...
... alles Vulkangestein. Ganz anders als bei uns zuhause.
Mittwoch, 3. September 2008
Gute Lüfte?
Umso wärmer es wird, umso stickiger wird allerdings auch die Luft im überfüllten Zug auf dem morgendlichen Weg zur Uni. Und Helena weiß jetzt schon, dass sie den Sommer hier gar nicht mögen wird.
Heute berichte ich mal etwas über die Stadt Buenos Aires (BsAs) - gute Lüfte.
Die Hauptstadt von BsAs wird von 3 Mio Leute bevölkert, mit den Außenbezirken hat Buenos Aires allerdings 10 Mio Einwohner - wovon höchst wahrscheinlilch der Großteils jeden Tag ins Stadtinnere pendelt um dort zu arbeiten. Dementsprechend voll gesteckt ist es zu den Stoßzeiten auf den Straßen, in der U-Bahn, in den colectivos (Bussen) und den Zügen.
Der Buchausschnitt (voriger Eintrag) vermittelt sehr anschaulich die Atmosphäre in dieser lateinamerikanischen Metropole. Die Busse rasen mit Vollgas auf den dicht befahrenen Straßen, auf andere Autofahrer wird kaum Rücksicht genommen und auf Passanten schon gar nicht. Der Zebrastreifen ist hier auch wirklich nur zur Zirde - als überquerender Fußgänger wird man angehupt und muss laufen, wenn wieder mal ein zu schnell fahrendes Klappergerüst (in Wirklichkeit gehören 3/4 aller Autos, die hier noch herumfahren, auf den Schrotthaufen) um die Ecke biegt und man selbst nicht zusammengefahren werden will und/oder seine Zehen doch ganz gerne für sich behalten will.
"Der mit den Messern" aus der Geschichte von Borges, bezieht sich auf die zahlreichen Straßenverkäufer denen man täglich auf Zugfahrten, in Bahnhöfen, in der U-Bahn und auf den Straßen begegnet. Jeder - groß und klein, Mann und Frau - verkauft einfach alles! Und mit alles meine ich wirklich alles: eben Messer, einzelne Sticker, Knieschoner, Nadelsets, Kaffee, Kalender, einzelne Zuckerl, Stifte, Spitzer, Strumpfhosen, Flöten, Pinsel, Kekse, Glückslose, kleine Büchlein, Bonbons, Taschentücher, selbst gebrannte CDs und Kopien von Gedichten/Büchern... alles! Und alles zwischen 2-5 Pesos. Andere Leute kommen einfach so in die Bahn, singen dir ein Lied und bitten dich dann um Geld, auch Kinder singen dir Lieder vom Ernst des Lebens und halten dir dann, etwas schamloser als Erwachsene, die Hand unter die Nase. Wieder andere fahren mit und erzählen in jedem Wagon ihre Lebensgeschichte und bitten dich dann um eine "colaboración". Die Menschen, die in der Früh noch in den U-Bahn Gängen liegen, während wir zur Uni und viele andere sich auf den Weg in die Arbeit machen, sind wahrscheinlich noch zu müde um dich um eine Unterstützung zu bitten.
Helena und ich steigen jeden Morgen bei der Station "Independencia" aus und eilen mit 1000 anderen schick gekleideten Studenten auf die (Privat)Uni. Eintritt bekommen wir durch einem eigenen Ausweis und drinnen finden uns dann in einem modernen Gebäudekomplex wieder, der im großen und ganzen mit unserer Uni in Innsbruck vergleichbar ist. Die Sesseln sind vielleicht etwas härter...
In den öffentlichen Universitäten bzw. an den öffentlichen Schulen schaut das hier wohl schon ganz anders aus. Frida geht auf die UBA. An ihren Fakultäten kommen teilweise die Wänder runter, wenn es regnet müssen sie aufpassen, dass sie auf den Stiegen nicht ausrutschen und sich in den Klassen enger zusammenkuscheln, da auch noch Regentonnen in den Räumen platz finden müssen. Es gibt deswegen gerade viele Studentenaufstände, Unibesetzungen und -streiks...aber das Gesundheitsministerium verklagt die Studenten eher, als dass sie Geld für Sanierungen - Bildung - locker macht.
Im Mikrozentrum trifft man auf die wichtigen Leute von Buenos Aires, zumind. ihrer Kleidung nach. Die Damen sind bestimmt auch im Bikini schön (siehe Eintrag unten) und die Herrschaften achten ebenfalls sehr auf ihr Äußeres. In der Mittagspause trifft man sie in den nahe gelegenen Restaurants und Cafés an, wo wahrscheinlich gute empanadas, medialunas und ein cortado serviert werden. Auch viele Touristen gehen mit fragenden/staunenden Blicken die Straße - Avenida de Mayo - entlang...
Aus den großen Schaufenstern unseres Lieblingscafés "Goya" schauend, beobachten Helena und ich oft das rege Treiben auf den Straßen und Gehsteigen...
Die Häuser um uns herum gleichen so manchen Wiener Altbauten, dunkelweiße Fassaden mit vielen Verzierungen und kleinen Balkons die im untersten Stock ein Claro-Laden (Telefongesellschaft) oder ein Kiosk beherbergen.
Als Fußgänger hat man's in der Großstadt nicht schön. Wie schon oben erwähnt - man sollte ständig darauf achten wo man hinläuft. Was Helena und mir - beide unkontrollierte Zickzackläufer und Hans-Guck-in-die-Luft (hihi, Flo du würdest einen Spass mit uns haben) - doch ab und zu etwas schwer fällt. Doch bislang haben wir uns noch immer gegenseitig von diversen Roudies und Straßenschildern gerettet, nur einmal ist Helena - schreiend, weil schon sehend, dass das jetzt nicht gut geht - pfeilgerade in einen ebenso pfeilgerade eilenden Anzugsmenschen (frontal) hineingelaufen. Sie hat wohl in der Eile nicht gewusst, wie man ihre Füße bremst. Lachend und mit Tränen in den Augen spazierten wir dann weiter...
nun gut, ich eil noch mal schnell hinaus und versuche noch die letzten Sonnenstrahlen in unserem Garten zu erhaschen... to be continued...
Himmel und Hölle...
Ist es ein Schachbrett? Das Himmel-und-Hölle-Spielfeld? Ein Labyrinth? Ein Ort? Oder doch ein metaphysischer Ort hinter, unter, über dem Ort? All das ist Buenos Aires, und die es am einprägsamsten beschrieben haben, die Dichter, sie wussten es, sie hielten alle Möglichkeiten offen.
Der Raster, der der Stadt zugrunde liegt, bleibt das Schachbrett. Spanisches Erbe. Darüber Pariser Träume. Dazwischen Anarchie und Chaos, die das Schachbrett überwuchern un jeder Ordnung spotten. Rechtwinkelige Straßen, die sich alle hundert Meter schneiden. Wo wohnst du? Fünfzehn Quadras von dir entfernt. Du gehst sechs geradeaus, vier nach rechts, fünf nach links und findest mich. Oder auch nicht. Es braucht Orientierungssinn, es braucht Aufmerksamkeit, weil sich in den Wohnvierteln alle Ecken gleichen, wei les wenig Wahrzeichen, Kirchen, Türme, gibt. Das Schachbrett wird schnell zum Labyrinth. Seine Struktur, so verführerisch klar, so logisch, so einfach, verwirrt. Unendliche Straßenzüge, parallel geführt. Du gehst, biegst ab, nochmal und nochmal, taumelst und verlierst dich und wirst erleben, was das heißt: die Quadratur des Kreises. Kommst wieder am Ausgangspunkt an, erkennst ihn nicht wieder.
Das Spiel, das Königsspiel, musst du behutsam und überlegt angehen. Mit kleinen, mit Bauernzügen eröffnen, nur kurz mal um die Ecke schielen. Die Läufersprints später und die Rösselsprünge erst, wenn du eingeübt bist und einen Überblick gewonnen hast. Fang auf der Avenida 9 de junio an, der breitesten Straße der Welt, oder im Mikrozentrum, auf der Florida, der Suipacha, der Esmeralda, oder am Hafen unten, am Fluss, der hier ein Meer ist. Der Dschungel, die Betonwildnis, der betäubende Lärm, die hochgiftige Luft werden dir zwar ins Spiel pfuschen, dich gelegentlich zu Fehlzügen verleiten - du biegst entnervt zu früh ab, bleibst bie der Avenida-Überquerung auf halbem Weg stecken -, aber du wirst das Brett hier trotzdem bald beherrschen, die internationalen Zeitungen finden, die berühmten Cafés, Schuhe aus Wasserschweinleder, Anzüge mit lausig eingenähten Dior-Etiketten, Paläste mit Innenhöfen, Pariser Reminiszenzen eben. Einst wollte Buenos Aires Paris werden, der Plan geriet überein paar prächtige Anfänge nicht hinaus.
Jetzt spielst du Schach auf dem Brett. Mit dir selber als Figur, als alle Figuren. Pass auf, dass dich das Brett nicht in die Irre führt und verschlingt. Pass auf, dass das Brett nicht zum Gegner wird, der dich matt setzt. Buenos Aires ist jedem gewachsen. Spiel das Spiel ohne Ziel, gewinnen kannst du nicht und nichts.
"Wie vom Teufel geritten steuert der struppige Chauffeur seinen colectivo [Bus] durch die Straßen. Schaltet mit Krachen und metallischem Kreischen. Fährt mit offenen Türen an, während der mit den Messern noch auf dem Trittbrett steht. Draußen sausen die alten Männer mit den Thermosflaschenwägelchen voll Kaffee vorbei, die Bikinischönheiten, die sich auf den paar Quadratmetern Grünflächen der Stadtparks räkeln, Frauen mit unförmigen Paketen behängt, magersüchtige Model-Aspirantinnen mit überlangen Beinen, gazellenhaftem Gang un Jupes mit der Dimension eines breiten Gürtels. Der eloquente Messerverkäufer präsentiert zuerst seine Kollektion blitzender, scharfgeschliffener Mordinstrumente in alle Grlößen und führt sie dann einzeln vor, schingt, sticht, wirbelt, spielt. Ein Gauchonachfahre. Ein Künstler. Der vom Teufel Gerittene rast, stoppt, würgt den Motor ab, reißt wütend am langen Schalthebel und knallt einen Gang rein. Der Balanceakt des Messerverkäufers und der Ritt des vom Teufel Besessenen gehen ein unio mistica ein. Ein Lächeln kräuselt beider Lippen, niemand kommt zuSchaden, eine Frau kauft ein Riesenmesser und beim nächsten Halt steigt der Gaucho aus." (Jorge Luis Borges)
Ausschnitt aus dem Buch "Wo der Süden im Norden liegt. Streifzüge durch das moderne Argentinien" von Christoph Kuhn.